Rückrufkurs mit Loba bei Gaby Kaiser
von August bis November 2005
Loba ist jetzt 5 Jahre alt. Ich „arbeite“ mit ihr von Anfang an – Welpenspielstunde, Junghundekurs und Hundeplatz mit Beginn der Ausbildung, die in der Begleithundeprüfung enden sollte. Als wir die Hälfte der Ausbildung erreichten, hatte weder Loba noch ich irgendwelche Lust weiterzumachen. Dieses strikte üben bestimmter Abläufe war uns beiden mittlerweile zuwider und auf das Kommando „hier“ reagierte Loba verängstigt und beschwichtigte ohne Ende. Das resultierte daraus, dass, wenn sie auf das Kommando „hier“ nicht zu mir kam, ich dieses Kommando immer strenger und lautet von mir gab. Heute denke ich mir – wie kann ein Hund (freudig) auf mich zukommen, wenn ich ihn so anschreie ???
Also, keine Begleithundeprüfung. Das Kommando „hier“ kann ich bis heute nicht benutzen – ich habe es etwas abgewandelt und rufe sie jetzt „zu mir“.
Ich besuchte mehrere Seminare zum Thema „Kommunikation“ und auch zum Thema „Jagdverhalten“. Dann erfuhr ich durch die Sendung „Superfrauchen“ das Gaby Kaiser, die selbst 2 Akitas besitzt und mit der ich in unregelmäßigen Abständen Kontakt hatte, eine Hundeschule im Bergischen Land leitet. Ich stöberte auf ihrer HP und sah zu meiner großen Freude, dass sie auch in Windeck, das ca 60 km von uns entfernt ist, unterrichtet.
Ich nahm sofort Kontakt zu ihr auf und meldete Loba und mich für einen Rückrufkurs an. Rückruf deswegen, weil Rückruf die Basis zum „Anti-Jagd-Training“ darstellt. Loba hat lange nicht so ein ausgeprägtes Jagdverhalten wie Haikan, deshalb darf sie auch auf Feldwegen freilaufen, im Feld jedoch bleibt/blieb sie an der Leine.
Im August war es dann soweit. Der Rückrufkurs bestand aus 10 Std., wobei die allererste Stunde zusätzlich – ohne Hunde – stattfand, damit sich die Seminarteilnehmer kennen lernten. Das kannte ich überhaupt nicht, fand es aber toll. Wir interviewten uns gegenseitig und stellten dann den interviewten Partner mit einigen Sätzen vor.
Der eigentliche Kurs begann eine Woche später. In den nachfolgenden Stunden lernte ich meine Defizite kennen. „Meine“, nicht die von Loba. Ich konnte nicht mit ihr spielen (ich fuchtelte nur mit dem Spielzeug vor ihrer Nase), sie nicht motivieren und ihre Aufmerksamkeit fehlte mir.
Die verschiedenen Futterspiele die wir lernten fand Loba am Besten !! Auszusetzen hatte Gaby nur was an dem lahmen Frauchen – mir fehlte die „Action“ !! Also machte es Gaby wieder vor und zack, zack, zack – ein Lecker nach rechts, eines nach links, mehrmals hintereinander, die Stimme einsetzen und Loba suchte schanzwedelnd wie ein Spürhund. Futterspiele begleiten uns, wie auch Spiele mit dem Lieblingsspielzeug (was bei ihr schwierig war, den ihr Lieblingsspielzeug ist Futter) durch den gesamten Kurs.
Dieser war aufgebaut über – „ignorantes Gehen“ mit Schleppleine 5 oder 10 m, Rückruf an der Schleppleine mit Ablenkung jeweils einschließlich Korrektur. Dann gingen wir zum Generalisieren von „sitz“, über, d.h. das Kommando „sitz“ sollte in jeder Situation ausgeführt werden, auch wenn ich Kopfstand mache oder mich in einem anderen Raum befinde. „sitz“, wenn ich mit dem Rücken zu ihr stehe, auf zwei oder nur einem Bein stehe, wenn ich selber sitze oder mich nach vorn beuge. Ich hätte nie gedacht, dass es so schwierig ist einen Hund ins „Sitz“ zu bringen, wenn man nicht normal vor ihm steht.
Ein ganz zentraler Punkt, welcher für mich einer oder eigentlich der Wichtigste ist, folgte nun – das Kommando „nein“. „nein“ bedeutet „nein“ !!! „nein“ ist das einzig negativ belegte Wort. Alle anderen Kommandos werden freundlich, säuselnd mit heller Stimme gegeben – das Kommando „nein“ kurz, bestimmend und mit dunkler Stimme. Man kann es unterstützen, indem man z.B. auf den Boden stampft oder mit dem Kick down. Das Kommando „nein“ wird negativ belegt.
Die Verwendung des Wortes „nein“ für unerwünschte Verhaltensweisen war für mich nicht neu, wohl aber die Verwendung des Kommandos als Fingerzeig bei Nichtbefolgen eines Kommandos. Und jetzt sind wir wieder beim Kommando „zu mir“. Rufe ich Loba aus irgendeiner Situation säuselnd „zu mir“ und sie hört nicht, bringe ich sie mit einem negativ belegten „nein“ aus der Situation (Abbruch) und sie schaut zumindest mich überrascht an. Dann kann ich ihr wieder freundlich das Kommando „zu mir“ geben und sie kommt zu mir. Das Training dafür erfolgt natürlich an der Schleppleine. Dies ist ein wesentlich besserer Weg, als das Kommando „zu mir“ immer lautet und unfreundlicher zu geben und mir damit den Hund zu verprellen.
In den verbleibenden Stunden verfestigten wir die Kommandos unter Ablenkung. In der Zwischenzeit hieß es über, üben, üben…….. (für mich bedeutet das natürlich nicht nur mit Loba, sondern auch mit Haikan).
Anfang Oktober war dann die letzte Stunde angebrochen, in der 2 Std. zusammengelegt und die 4 Kursteilnehmer jeweils 1/2 Std. alleine mit Gaby hatten um die persönlichen Schwierigkeiten und Probleme zu besprechen.
Jetzt, 3 Monate nach Beenden des Kurses kann ich eigentlich erst ermessen, wei positiv sich dieser Rückrufkurs auf mich, Loba und Haikan ausgewirkt hat. Wir haben viel gelernt und heute läuft Loba auch im Wald frei !!
Nehme ich sie zum joggen mit, läuft sie 10 – 12 km frei, egal ob Feld oder Wald. Bei Rehen, die ca 200 – 300 m entfernt waren, ließ sie sich abrufen. Beim Hasen, über den sie stolperte, spurtete sie erst los, um dann nach 50 m abzudrehen und zu mir zurück zu kommen. Sie bekam natürlich den „Jackpot“ für besonders gute Leistungen !! Freilaufende Hunde lassen sie kalt – sie läuft nicht mehr hin.
Haikan darf mittlerweile jede Woche im Feld ohne Leine laufen und letzten Sonntag durften die Beiden erstmals an der Lahn zusammen freilaufen. Es war ein tolles Gefühl sie so laufen und toben zu sehen. Absolute Voraussetzung für jeden Freilauf – egal ob Loba, Haikan oder Beide – sind die aller-, aller-, allerbesten Leckerlies !!
Aber wir ruhen uns nicht aus, das Training geht weiter und weiter, denn wir wollen ja nicht, das irgendetwas in Vergessenheit gerät.
Es war das effizienteste Hundetraining das ich in meiner 18-jährigen Laufbahn als Akitabesitzer gemacht habe.
Vielen Dank an Gaby !!
Nachtrag – 5 Monate später:
Dienstag, 31.01.2006
Jetzt ist es so weit……. schafft bitte alle Steine zu mir, damit ich mir die Taschen füllen kann, denn sonst erreiche ich heute den Boden nicht mehr – ich schwebe !!!
Ich konnte heute Abend Loba, die im vollen Galopp hinter einem Reh her war, abrufen !!!
Das Reh war noch nicht mal 50 m von ihr entfernt und sie jagte im vollen Galopp hinter ihm her. Nachdem ich 2 mal „nein“ schrie, blieb sie wie angewurzelt stehen und schaute dem davon galoppierenden Reh nach. Auf mein „zu mir“ drehte sie sich ab, lief auf mich zu, drehte sich nochmals nach dem Reh um und auf mein 2. „zu mir“ kam sie im vollen Galopp zu mir !!!
Nachtrag Anfang 2007:
Das Training hing und geht weiter und weiter – mit Loba und auch mit Haikan.
Mittlerweile laufen Beide in Feld und Wald frei und lassen sich von Wild etc abrufen !!!!!